Einmal um das Kyffhäuserdenkmal und zurück
von Jens Malzacher
Unser Verein hat seit mehr als zwei Jahren eine Super Dimona, einen modernen Kunststoffmotorsegler, von dem es noch keinen Ausflugsbericht gibt. Warum eigentlich nicht? Das muss unbedingt geändert werden. Die Planung für einen Tagesausflug beginnt schon ein paar Tage vorher. Was brauche ich: grünes Licht vom eigenen Kalender, einen flugtauglichen Wetterbericht, keine Einschränkungen im Luftraum und ein interessantes Ziel …
In der Woche vor dem 23. Juni hatte sich angedeutet, dass alles passen könnte, trotz des Fußball-EM-Spiels mit deutscher Beteiligung. Da werden aus Sicherheitsgründen schon mal Beschränkungsgebiete eingerichtet. Am Samstag habe ich dann die Flugkarten auf dem Wohnzimmerboden ausgebreitet und nach einem passenden Ziel gesucht. Reizvoll sollte es sein, aber nicht direkt hinter dem nächsten Giebelstädter Acker. Der Weg ist ja bekanntlich das Ziel. Zu weit wollte ich auch nicht fliegen. Tagesausflug bedeutet für mich, rechtzeitig vor Sonnenuntergang zurück auf dem heimischen Platz zu sein. So der Plan.
Am Ende hat sich das Kyffhäuserdenkmal in Thüringen mit Zwischenlandung in Obermehler-Schlotheim gegen einen Ausflug in das Sauerland – auch eine schöne Gegend – durchgesetzt. Das Kyffhäuserdenkmal ist ein 81m hoher Turm mit Reiterstandbild des Kaisers Wilhelm I. Es wurde im späten 19. Jahrhundert errichtet, als monumentale Gedenkbauwerke in Deutschland in Mode waren. Andere Bauwerke aus dieser Gruppe sind z. B. das Niederwalddenkmal, die Walhalla und das Denkmal an der Porta Westfalica.
Die eigentliche Flugvorbereitung ist mir auch schon mal schneller von der Hand gegangen. Durch die Fußball-EM waren ein paar zusätzliche Beschränkungsgebiete eingerichtet worden, davon waren für meinen Flugtag nur jeweils eins in Stuttgart und Frankfurt in Stufe 1 aktiv, also nicht relevant für meinen Ausflug. Allein die Wolkenuntergrenze am Vormittag könnte noch schwierig werden. Mittelgebirge hüllen sich morgens bekanntlich gern in Wolken.
Sonntag, 23. Juni. An diesem Morgen hat die Wolkenuntergrenze die Wipfel des Thüringer Waldes schon freigegeben. Zwar waren die Wolken noch nicht übermäßig hoch, aber bis ich starte, sollte der Überflug über den Thüringer Wald machbar sein. Ich machte mich auf den Weg zum Flugplatz. Dort wird der Motorsegler gecheckt und vollgetankt. Es kann losgehen.
Beim Start waren auch in Giebelstadt die Wolken noch nicht sonderlich hoch. Ein paar Flugkilometer bis zum Thüringer Wald liegen ja noch vor mir. Die dortigen Flugwettermeldungen haben schon frei von Wolken gemeldet. Die Wolkenuntergrenze müsste also noch ansteigen.
So kam es auch. Ich konnte den Thüringer Wald queren, ohne dass ich Tannenzapfen mit dem Fahrwerk aufsammeln musste. Es waren alle militärischen Beschränkungsgebiete auf Kurs inaktiv. Auch hatten die FIS-Lotsen noch nicht so viele Kunden auf der Frequenz, so dass der Flug sehr entspannt westlich von Erfurt in Richtung Kyffhäuser ging. Sogar der relativ neue Luftraum Erfurt TMZ(HX) war inaktiv.
Bergrücken thronende über 80m hohe Denkmal aus dem umgebenden Wald hervor. Es ist schon von weitem zu sehen. Der Ausblick von dort oben muss hervorragend sein. Das Monument wurde von 1890-1896 auf einer mittelalterlichen Burgruine errichtet. Obwohl es einem preußischen Kaiser gewidmet ist, hat es die sowjetische Besatzung und die DDR im Original überlebt.
Nach der Ehrenrunde um das Denkmal führte mich mein Kurs weiter zum Flugplatz Obermehler-Schlotheim zu einer Zwischenlandung. Der Flugplatz ist aus einem ehemaligen sowjetischen Militärflugplatz entstanden. Ähnlich wie Giebelstadt ist der An- und Abflug hindernisfrei. Mit 1400m ist die Bahnlänge jedoch nicht ganz so lang. Für den Motorsegler reicht das aber allemal. Die Landegebühr ist erfreulicher Weise sehr günstig.
Ich hatte mich auf starken sonntäglichen Flugbetrieb eingestellt, also mindestens zwei Flugzeuge üben Starts und Landungen und ich muss mich mit dem Motorsegler einreihen. Weit gefehlt! Ich war vermutlich die einzige Flugbewegung an diesem Sonntag. Hier herrschte die Ruhe nach einem Festival.
Mein Tipp: Vor einem Besuch in Obermehler-Schlotheim unbedingt den Veranstaltungskalender der Region checken. Der Flugplatz ist sehr oft wegen Veranstaltungen für den Flugbetrieb geschlossen. In der Woche vor meinem Ausflug war ein Metal-Festival mit über 40.000 Besuchern auf dem Gelände. In der Woche danach sollte eine BMW-Fahrer-Vereinigung zu Besuch kommen, außerdem sollen im weiteren Sommerverlauf Testfahrten mit Bussen auf der Bahn stattfinden. Hier sind wohl mehr Autos als Flugzeuge auf dem Flugplatz unterwegs.
Die mitgebrachten Stullen reichten in Obermehler als Mittagssnack, bevor es wieder in die Luft und gen Heimat ging. Das Wetter war im Vergleich zum Vormittag unverändert, allein der Wind entsprach nicht ganz der Vorhersage. Er war etwas stärker geworden, insgesamt aber gutes Flugwetter.
Da bleibt man bekanntlich nicht allein in der Luft. Die Schönwetterflieger waren am Start und die FIS-Lotsen hatten nun alle Hände voll zu tun. Anfragen zu Aktivitäten von militärischen Sperrgebieten sind üblich. An diesem Sonntag mussten dann jedoch noch Anfragen zu den für die Fußball-EM eingerichteten Sperrgebiete beantwortet, mehrere Flugzeuge vor eingerichteten Kunstflug-Boxen gewarnt und dann ein paar Einflüge in Luftraum C rechtzeitig verhindert werden.
Eine gute Flugvorbereitung gehört zum fliegerischen Handwerkszeug. So macht Fliegen Spaß, ist sicher und erspart den FIS-Lotsen viel Arbeit! Viel Dank an dieser Stelle für die gute Arbeit der Lotsen und für die Gastfreundschaft in Obermehler-Schlotheim.
Nach dreieinhalb Stunden reiner Flugzeit endete mein Tagesausflug mit der Super Dimona zum Kyffhäuserdenkmal in Giebelstadt. Ich habe viele Eindrücke mitgenommen. Vielleicht lässt sich daraus eine Challenge ableiten: alle Monumentaldenkmäler des späten 19. Jahrhunderts in Deutschland abfliegen … z. B. das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald …